Der heiße Mann und die kalte Frau

Nimmt man die Schlagworte von Yin und Yang zu wörtlich, entstehen eigenartige Vorstellungen, z.B. von einer Frau, die den ganzen Tag dick zugedeckt auf der Couch liegt und friert, und von einem Mann, der den ganzen Tag am Machen ist und deswegen ganz doll schwitzt. Auf magische Weise fühlt er sich dann zu der Frau hingezogen, die auf der Couch liegt, und fortan führen beide ein glückliches Leben...

 

Doch so funktioniert das nicht. Hinter den Begriffen „warm & kalt“ und „aktiv & passiv“ verbergen sich noch ganz andere Bedeutungen.

 

Die feminine Frau möchte sich verbinden, eine erfüllte Beziehung führen, ein Band schmieden, eine Einheit gründen, Gesellschaft haben, sich geborgen und gut aufgehoben fühlen, sich mitteilen und verstanden werden. Sie möchte aber auch unterstützen, pflegen und nähren. Sie will für jemanden da sein, der sie zu schätzen weiß.

 

Diese Dinge kommen nicht einfach zu ihr, indem sie sich passiv treiben lässt und abwartet. Sie geht dem aktiv nach, auch wenn ihr „Aktiv“ anders aussieht als das von einem maskulinen Mann. Ihr Aktiv ist eher indirekt und ein Ausdruck von Gefühlen.

 

Das Passive der Yin-Energie drückt lediglich aus, dass die Frau empfangen möchte. Sie möchte die Liebe des von ihr auserwählten Menschen in sich aufnehmen, und zwar geistig, seelisch und körperlich. Sie will ihn auf allen Ebenen spüren. Alles, was sie aktiv tut, tut sie, um diesen Zustand zu erzeugen.

 

Kommt nichts zurück, entwickelt sie schnell Frust und Groll. „Ich gebe und gebe, und nie kommt etwas zurück!“

 

Eines der größten Missverständnisse, die aus Yin und Yang entstehen, ist der Gedanke, dass der Mann die Frau „jagen“ und sie dadurch erobern sollte. Er soll also derjenige sein, der sich unsterblich verliebt, sich in seinen Gefühlen verliert und sie für eine Beziehung umwirbt.

 

Das wäre komplett feminin und funktioniert in der Realität nur, wenn sich die Frau an einem Tiefpunkt befindet und ihr Liebestank komplett leer ist. Dann ist sie empfänglich für solch einen Mann, der ihr viel zu früh, viel zu viel Aufmerksamkeit schenkt (Vorsicht hier vor Narzissten oder auch vor Nice Guys / kleinen Jungs!)

 

 

Eine halbwegs stabile Frau hingegen, reagiert sehr allergisch auf solch ein Verhalten. Selbst wenn sie den Mann initial sehr mochte, sobald er schneller auf eine Beziehung zusteuert als sie, empfindet sie das als abstoßend und sie zieht sich zurück. Sie erkennt darin keine maskuline Stärke.

 

„Ich brauche etwas Zeit.“

„Ich habe momentan viel zu tun.“

„Ich glaube, wir sollten nur Freunde sein.“

 

Diese und andere Ausreden hören Männer, die „feminin-aktiv“ sind, anstatt „maskulin-aktiv“. Sie wollen die Beziehung erzeugen, was aber die Aufgabe der Frau ist. 

 

Maskulin-aktiv wäre ein Mann mit klaren Zielen, vor allem abseits von Frauen und Beziehungen. Ein Mann, der eine klare Richtung hat, der weiß wohin er will und der dem selbstbewusst & unbeirrbar nachgeht, wirkt höchst attraktiv auf eine Frau. Sein Aktiv bezieht sich auf sein Schaffen und es bedeutet nicht, dass er ständig Frauen oder auch nur einer Frau nachläuft.

 

Er ist stoisch. Er verliert sich nicht in seinen Gefühlen (was nicht bedeutet, dass er keine hat). Er hat einen Plan und setzt diesen um. Schlägt dieser fehl, versucht er es erneut.

 

Das kann eben auch bedeuten, dass er gezielt auf Frauen zugeht, jedoch nicht aus einem märchenhaften Gedanken heraus. Der maskuline Mann zeigt sein Interesse direkt, ohne dabei zu direkt zu sein. 

 

(Soll bedeuten, dass er nicht sagt: „Hey, wie heißt du? Lust auf Sex?“ Würde das funktionieren, würden Männer es fast nur so machen.)

 

Er geht auf die Frau zu, spricht sie an, stellt ein paar Fragen und wenn die Chemie stimmt, lädt er sie zu einem Date ein. Dabei ist seine Einstellung stets „take it or leave it“. Er fürchtet nicht, dass sie jemanden anderes wählt.

 

Schafft der Mann es, diesen stoischen Gedanken zu bewahren, der Frau aber auch bei jeder Interaktion eine schöne Zeit zu geben, wird sie sich auf ganz natürliche Weise in die Position der „Jägerin“ begeben. Sie ist das Gefühlswesen und ihre Gefühle werden ihr keine Ruhe lassen. Sie will sich weiter mit ihm verbinden.

 

Nun will sie die Beziehung mehr als er, und sie geht dem aktiv nach. Nur so kann es funktionieren. Nur so bleibt die Polarität aufrechterhalten.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0