Teile dich mit oder bleib auf der Strecke

“Ich würde ja gerne ruhig bleiben, aber da ich schon immer einstecken musste, reagiere ich einfach über!”

 

Es ist sehr verbreitet, dass Menschen um des Friedens willen (nur ein scheinbarer Frieden) oder aus Angst, abgelehnt zu werden, immer weiter einstecken, bis sich so viel angestaut hat, dass sie explodieren und im Prinzip dauergereizt sind.

 

Dieses Verhalten resultiert aus der Kindheit, wo einem immer wieder gezeigt wurde, dass man zu hören hat und die eigenen Bedürfnisse, Ansichten und Nöte kaum eine Rolle spielen. Hat man sie doch geäußert, bestand immer die Gefahr, dass man die Eltern traurig oder wütend gemacht hat, was dann häufig Liebesentzug bedeutete.

 

Viele Kinder beginnen dann damit, sich selbst zu unterdrücken, weil das mehr „Liebe“ garantiert als sich selbst auszudrücken. Sie beobachten oft auch eine ähnliche Dynamik bei den Eltern.

 

An diesem Punkt vergisst das Kind nicht nur, wer es selbst ist und wie man sein Selbst lebt, sondern es lernt auch nie das zu kommunizieren, was in ihm vor sich geht. In ihm besteht der Glaube:

 

„Teile ich mit, was ich will, werde ich bestraft und abgelehnt. Also immer lieb sein.“

 

Dieser Glaube kann ein Leben lang bestehen bleiben, wenn er nicht bemerkt und hinterfragt wird. Im Erwachsenenalter hält man sich noch genauso zurück, wie als Kind bei den Eltern. Doch äußert man nie rechtzeitig und deutlich die eigenen Bedürfnisse und Ansichten, wird man zwangsläufig übergangen und ausgenutzt werden.

 

Es ist ein Energieausgleich, der nur so passieren kann, wenn du zu passiv bist! Es ist nicht so, dass alle gegen dich sind. Du hast nur nie gelernt, authentisch für dich zu sein!

 

In der Regel wird das aber nicht erkannt. Stattdessen werden die anderen dafür verantwortlich gemacht, die einen ja so schlecht behandeln und ausnutzen. Man selbst ist lieb & nett und wird zum Dank übergangen.

 

Nun wütend auf andere zu sein bringt dir NICHTS! Trau dich stattdessen, für dich zu sein!

 

Denn es liegt in DEINER Verantwortung, wenn du Dinge hinterschluckst und es liegt in DEINER Verantwortung, wenn du Zeit und Energie in Menschen investierst, die nie das sein wollten, was du willst.

 

 

Nimm dir also vor, alles, was dich belastet, möglichst zeitnah anzusprechen. Das kann sofort bedeuten, oder auch nachdem man noch einmal darüber geschlafen hat:

 

“Ich wollte nochmal darüber reden, was gestern passiert ist.”

 

Hast du Angst davor, Dinge anzusprechen, macht eine Beziehung keinen Sinn. Versuche immer, dich möglichst ruhig mitzuteilen. Dafür kann es notwendig sein, dass du dich erstmal zurückziehst, u.U. in ein Kissen schreist und durchatmest.

 

Du sollst deine Gefühle auch nicht unterdrücken. Manches muss einfach raus. Doch weiß der andere oft gar nicht, was in dir vor sich geht, da du dich ja nie verständlich mitgeteilt hast.

 

„Ausflippen“ mag dir eindeutig erscheinen, es sorgt aber nur dafür, dass andere dicht machen oder sich wehren, aber nicht, dass sie verstehen.

 

Beginnst du nun damit, dich mitzuteilen, und der andere kann/will es nicht verstehen, kann das ein Zeichen für Inkompatibilität sein. Sich mitzuteilen bedeutet nämlich nicht, dass man plötzlich mit allem und jedem gut klarkommt. Es ist ein Weg, um herauszufinden, wer zu einem passt und wer nicht.

 

Das kann dann auch bedeuten, dass man sich von bestimmten Menschen trennen muss.

 

ACHTUNG! Viele gehen direkt ins andere Extrem. Sie sind dann aus Frust und Verbitterung für sich (oft sarkastisch, egoistisch, unhöflich, rücksichtslos usw.) und werden dadurch unerträglich für andere. Sie nehmen eine ständige Kampfhaltung ein.

 

Das ist nicht das Ziel! Du nach Möglichkeit liebevoll, respektvoll und achtsam für deine Bedürfnisse, Werte und Grenzen einstehen.

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