Meistere die Spannung und du meisterst dein Glück

„Ich bin zu nett. Ich hasse Konflikte. Ich tue alles, um Spannung aus einer Situation zu nehmen, sonst würde ich es nicht aushalten.“

 

Der Grund für diese Denkweise ist nicht etwa ein löblicher Pazifismus, sondern eine tiefliegende Angst aus den Kindertagen, die uns in vielen Fällen davon abhält, das auszudrücken, was wir wirklich denken oder dem nachzugehen, was wir wirklich wollen.

 

Ursache sind wie so oft unreife Eltern bzw. Elternfiguren. Große, unbewusste Kinder, die kleine, unbewusste Kinder großziehen. Das kann in einer extremen Form sein, z.B. bei Alkoholikern oder Menschen mit bipolarer Störung.

 

Es muss aber nicht so offensichtlich sein. Häufig sind es Verhaltensweisen, die durchaus als „normal“ und keinesfalls schädlich angesehen werden.

 

Einer oder beide Eltern können z.B. einfach nur cholerisch oder emotional unstabil sein (was auf sehr viele Menschen zutrifft). Haben die Eltern viele Probleme und Sorgen in ihrem eigenen Leben, wird der Druck bei den meisten vor allem in den eigenen vier Wänden rausgelassen.

 

Als Kind weiß man dann nie, was einen erwartet - wenn man morgens aufwacht, wenn man von der Schule oder vom Spielen nach Hause kommt, wenn man versehentlich etwas kaputt gemacht hat, wenn man etwas falsch gemacht hat, wenn man eine Frage zu viel stellt, wenn man seine ehrlichen Gefühle mitteilt...

 

Man ist nie sicher und nie kann man es wirklich richtig machen. Konflikte scheinen unvermeidlich, sei es zwischen den Eltern oder gegen das Kind direkt gerichtet.

 

Häufig einher geht damit noch der missbräuchliche Einsatz von Schuld und Scham, um das Kind dazu zu bekommen, zu gehorchen. Es liegt in der Natur des Kindes, Dinge abzulehnen und es gerade herauszusagen, wenn ihm etwas nicht passt. Das gefällt vielen „Erwachsenen“ gar nicht.

 

„Du bist schuld daran, wenn andere traurig sind. Du solltest dich dafür schämen, dass du so unartig bist. Zur Strafe gucke ich dich nicht mehr an.“

 

Das ist der kindliche Umgang mit einem Kind, in dem Versuch, dem Kind Herr zu werden und nicht etwas, um es zu verstehen und zu führen.

 

 

Dem Kind Schuld und Scham einzureden, ist das Äquivalent zu einer Ohrfeige. Es ist psychische Gewalt, die dem Kind auf lange Sicht sogar noch mehr Schaden zufügt, als physische. Denn das Physische ist offensichtlich. Man weiß, was einem passiert ist und man ahnt, wo es herkommt.

 

Die macht von Worten wird jedoch oft unterschätzt und viele bemerken ein Leben lang nicht, dass ihr negatives Selbst- und Weltbild durch eben diese Worte aus der Kindheit maßgeblich mitgestaltet wurde. Ein übertrieben starkes und quälendes Schuldbewusstsein, das dann auch unbewusst auf die eigenen Kinder übertragen wird.

 

Um Konflikte zu vermeiden, versucht das Kind alles, um zu schlichten bzw. um vorzubeugen. Es „ließt“ die Eltern (und später andere Menschen), um sich entsprechend zu verhalten. Es ist nicht mehr echt, sondern es ist so, wie es glaubt sein zu müssen, um den Frieden zu bewahren.

 

„Wer muss ich sein, um den anderen (Eltern, Partner, Freunde, Kollegen, Chef…) glücklich zu machen?“

 

Dieser Mensch lebt mehr und mehr im Außen - immer auf der Hut, immer in Angst - und vergisst dabei immer mehr sein eigenes Wesen.

 

„Wer bin ich eigentlich?“

 

Übe in kleinen Schritten, Spannungen zu ertragen. Nimm dabei deine innere Anspannung ganz bewusst wahr und atme dort hinein. Sie darf nun da sein. Entdecke deine eigenen Bedürfnisse und stellen sie auch mal über die der anderen, wenn du glaubst, dass es besser für dich wäre. Lerne zu sagen, was du denkst, auch wenn deine Stimme anfangs noch zittert.

 

Sei dabei geduldig und liebevoll zu dir, denn du musst nachholen, was andere über viele Jahre beigebracht bekommen haben.

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