Kompatibilität ist nicht verhandelbar

Ein Kompromiss ist nichts Ganzes und häufig nicht mal etwas Halbes. Steckt einer zurück oder stecken sogar beide zurück, um eine Situation zu schaffen, die gerade noch erträglich ist, geht das am Kern einer Beziehung vorbei. Ihr wollt zusammen glücklicher sein und mehr erreichen, als alleine, und euch nicht gegenseitig behindern.

 

Sind beide Seiten ständig dabei, Kompromisse zu finden, ist die Kompatibilität anzuzweifeln. Was bedeutet das genau?

 

Lernen sich zwei Menschen kennen, die dann häufig auch schon lange von einer Beziehung träumen, kann sich die erste Verbindung sehr tief und echt anfühlen, obwohl sie doch sehr oberflächlich ist.

 

Man lacht zusammen, lässt sich gegenseitig den Alltag vergessen, teilt einige Interessen, hat den ersten Kuss und verbringt die erste Nacht zusammen. Man scheint sich gefunden zu haben, doch hat noch keiner versucht herauszufinden, ob man tatsächlich kompatibel ist.

 

Im Zustand der Verliebtheit, bleiben einem die tieferen Ebenen verborgen und man möchte nur sehen, was man sehen will.

 

Bei Kompatibilität geht es wenig bis gar nicht um gemeinsame Interessen, auch wenn diese häufig dafür sorgen, dass man sich besonders zu Beginn mehr mag. Es geht um grundsätzliche Werte, Ziele und Vorstellungen vom Leben. 

 

Einer will die Welt bereisen, der andere das Heim hüten. Einer Heirat und Kinder, der andere Unabhängigkeit. Einer will geistige und spirituelle Entwicklung, der andere nur die Freuden des Lebens. Einer will Reichtum und Luxus, der andere Schlichtheit und Natur. Einer lebt gesund, dem anderen ist es egal…

 

Familienleben, Lebensführung, Freizeitgestaltung, Gewohnheiten, Ziele, Ethik und Moral, Politik, Religion, Weltgeschehen usw. Stimmen die Ansichten grob überein oder gibt es hier viel Streitpotential?

 

Was in der Verliebtheitsphase kaum wie ein Hindernis scheint (sofern man es hier überhaupt ergründet), wird immer mehr zum Tragen kommen, sobald man sich aneinander gewöhnt hat und der Alltag einen wieder einholt. Nun zeigt sich, wie kompatibel man tatsächlich ist.

 

Ist man es nicht, kommt es immer wieder zu Kompromissen, immer häufiger auch in Verbindung mit Unzufriedenheit und Streit.

 

In der Beziehung versucht dann einer den anderen von seinen Werten und Zielen zu überzeugen, denn für ihn scheinen sie die bessere Wahl. Der andere hält dagegen, denn natürlich sind seine Werte und Ziele viel besser. 

 

Auch wenn man vorgibt, den anderen in seinem Sinne von den „besseren“ Werten überzeugen zu wollen, so ist es doch ein egoistischer Akt, denn vor allem geht es um die eigenen Bedürfnisse, die man versucht zu erfüllen.

 

Diese Situation ist unlösbar, weil keiner einfach aus „Liebe“ seine Werte, und damit Aspekte von sich selbst, aufgeben kann, ohne sich früher oder später leer zu fühlen.

 

Bleiben die Bedürfnisse, die aus bestimmten Werten und Zielen entspringen, unerfüllt, setzt immer mehr Unzufriedenheit ein.

 

Mangelt es an Kommunikations-Fähigkeiten und Verständnis, wird der andere für seine andersartigen Bedürfnisse verurteilt und gilt als Spielverderber, wenn er nicht mitmacht.

 

Stimmt die Kommunikation, versucht man das Beste daraus zu machen und es kommt zu vielen Kompromissen. Doch es fühlt sich nie ganz richtig an. Es fühlt sich alternativlos an. Es fühlt sich an, als müsste man es einfach durchstehen und keiner ist wirklich glücklich.

 

Man akzeptiert das Mittelmaß, wo das Leben doch so viel mehr zu bieten hat.

 

Lass dir nicht die Sinne vernebeln und benutze auch schon in der Kennlernphase deinen Kopf. Findet heraus, ob ihr auch abseits der Sinnesfreuden kompatibel seid. Nur so lässt sich eine Beziehung aufbauen, die wirklich alle Aspekte erfüllt.

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