Der Gedankenstrudel des Grauens

Es ist nicht so, dass alle gegen mich sind und mich fertig machen. Es ist viel mehr so, dass ich mich selbst fertig mache. Damals wie heute, laufe ich wie auf Glasscherben.

 

Bloß nichts Falsches machen/sagen, der andere könnte sonst traurig/wütend sein. Passiert es doch mal versehentlich, eigentlich mit besten Absichten, plagt mich ein schlechtes Gewissen und innere Getriebenheit bringt mich dazu, mehr zu machen, mich mehr anzustrengen.

 

Um diese Schuld auszugleichen.

Um doch nützlich zu sein.

Um doch gut genug zu sein.

 

Doch immer wieder ist es ungenügend. Es reicht nie aus. Ich darf nie ruhen.

 

Es braucht nicht viel, um mich aus dem Gleichgewicht zu werfen. Ein böser Blick, eine Anschuldigung oder eine kritische Frage:

 

„Warum hast du das so gemacht? Finde ich ja gar nicht gut!“

 

Alles zieht sich zusammen. Habe ich wieder etwas falsch gemacht? Ich bekomme nichts auf die Reihe. Das war nicht meine Absicht und doch habe ich ein schlechtes Gewissen.

 

Es ist ein altes Gefühl, das ausgelöst wurde. Es ist eine Konditionierung, angeeignet in einer unsicheren Umgebung, wo ich ständig auf der Hut sein musste. 

 

Ein falsches Wort, eine unbedachte Handlung oder einmal nicht aufgepasst – und es wurde sofort abgestraft. Immer in der Ungewissheit, ob alles so richtig ist. Immer in dem Glauben, dass es meine Schuld ist.

 

Ich war kein gutes Kind, egal, wie sehr ich mich bemühte.

 

Jemand, der in einer sicheren Umgebung aufgewachsen ist, kennt diese Gefühle nahezu nicht und reagiert ganz anders. Er besitzt eine innere Ruhe, eine innere Sicherheit, ein starkes Fundament.

 

„Warum sollte mich etwas belasten, was irgendein Dahergelaufener um sich wirft? Es sind ganz klar seine Probleme, nicht meine.“

 

Er bietet keine Angriffsfläche, weil er sich selbst anders sieht. Als wertvoll, liebenswert und immer gut genug. Es ist sein natürlicher Zustand.

 

Versucht ihn jemand aus der Bahn zu werfen, prallt es an ihm ab:

 

„Bleib locker. Das ist jetzt halt so. Lern damit zu leben.“

„Hör auf zu jammern. Sei froh, dass ich mich überhaupt kümmere.“

 

Der andere wird es bei ihm nicht wieder versuchen. Anders als bei mir, wo es doch immer wieder so wunderbar funktioniert.

 

Jemand, der dieses negative Gefühl nicht kennt, lässt sich nicht auf Drama ein. Jemand der nichts anderes kennt, zieht es immer wieder an und versinkt im eigenen Gedankenstrudel.

 

Das ist es, was dich letztlich fertig macht. Der Glaube ungenügend zu sein und darum mehr machen zu müssen. Es zerfrisst dich – geistig, seelisch und körperlich.

 

Andere reagieren instinktiv auf deine Unsicherheit und innere Unruhe.

 

„Hier funktioniert es. Hier kann ich es machen.“

 

Es ist kein bewusster Gedanke, sondern eine unbewusste Reaktion darauf, was du ausstrahlst.

 

Vielleicht hast du es bereits erkannt. Du wirst nichts ändern können, wenn du einfach noch mehr von dem machst, was du immer gemacht hast, dich einfach NOCH mehr anstrengst.

 

Es ist genau das, was dich in den Abgrund treibt.

 

Und nun ist es Zeit, die Brille abzulegen und dich selbst zu finden.

 

Denn du bist es wert. Viel mehr, als du jetzt noch glaubst.

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