„Du bist schuld, dass das passiert ist/ nicht geklappt hat, weil du mich abgelenkt hast/ nicht geholfen hast/ nicht Bescheid gesagt hast...“
Es kann eine Beziehung, das Familienleben oder einen Arbeitsplatz zur Hölle machen, wenn hier jemand wirkt, der nach außen sicher scheint, doch in sich eine enorme Angst trägt.
Wer alle Schuld von sich weist, hat nie gelernt, mit Fehlschlägen umzugehen. Er wurde als Kind ebenfalls für allerlei Dinge beschuldigt und getadelt. Das Kind denkt „Fehler machen, etwas nicht schaffen, sich irren, ist schlecht. Es macht mich zu einem schlechten Menschen.“
Passiert diesem Menschen etwas, ist seine unbewusste Reaktion, alles von sich zu drücken. Es käme sonst einem unverzeihlichen Versagen gleich, für das man verstoßen werden könnte.
Ein Kind kann nicht differenzieren und glaubt, es ist wirklich schuld an allem. Das erzeugt eine enorme Last. Es will nicht schlecht oder böse sein, denn dann droht Liebesentzug. Die Verantwortung, die es nun übernehmen will, übersteigt seine Kapazität bei weitem.
Denn das Kind weiß nicht, wie es dem entgegenwirken soll. Es hat keine bösen Absichten. Weder, wenn beim Ausprobieren etwas schief geht, noch, wenn es ein zufälliger Beteiligter war. Das prägt sich ein und sorgt für eine tiefe Verzweiflung, die bei vielen ein Leben lang unerkannt anhält.
Bei von Natur aus ruhigen Menschen besteht die Gefahr, dass sie unglaubliche Angst bekommen, etwas falsch zu machen oder andere zu verärgern. Dafür verstellen sie sich und halten sich lieber zurück, als ihre Wahrheit zu leben.
Bei von Natur aus aktiven Menschen besteht die Gefahr, dass sie rebellieren und „auf die schiefe Bahn“ geraten. „Egal was ich mache, ich bin eh immer schuld. Also können mich alle mal.“
Wie gehst du mit Schuld und Verantwortung um? Denke daran, je mehr du davon abgibst, desto mehr Macht verlierst du. Du bist nicht länger kraftvoller Schöpfer, sondern hilfloses Opfer. Um einem drohenden Streit die Luft raus zu nehmen, lohnt es sich sogar manchmal, kühl und gelassen die Verantwortung zu übernehmen, selbst wenn du sie nicht bei dir siehst.
„Danke für deinen Hinweis. Ich werde das nächste Mal darauf achten.“
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