Nicht abschließen, sondern frei lassen

Vielleicht kennst du es von dir selbst, bestimmt hast du es aber zumindest schon einmal beobachtet. Im Zusammenleben läuft es auf Grund unterschiedlicher Interessen und Bedürfnissen nicht immer reibungslos ab und im äußersten Fall entscheidet man sich zur Trennung. Das kann vom Partner, von einer langen Freundschaft oder sogar von einem Familienmitglied sein. Nach einer mehr oder weniger langen Zeit der Trauer, hört man dann oft von einer Seite „Ich habe damit abgeschlossen…“

 

Doch was bedeutet das? Sehr häufig ist derjenige nicht in der Lage, dem Menschen, der ihn so verletzt hat, noch in die Augen zu schauen. Kommt es dann doch einmal zu einem Treffen, sprudeln allerlei alte Gefühle hoch, die vorher so sorgfältig „abgeschlossen“ waren. Denn das Abschließen funktioniert nur solange, wie wir nicht in Berührung mit dem kommen, was uns so gekränkt hat.

 

Gleichzeitig wird dadurch verhindert, dass diese Wunde wirklich verheilt. Du kannst eine Heilung hervorrufen, indem du dich bewusst dir selbst und auch dem anderen zuwendest:

 

  1. Wenn du dir nie Zeit für deine Gefühle genommen hast, dann tu es jetzt! Manch einem wurde von klein auf beigebracht, dass schwach, traurig, wütend usw. sein, nicht richtig ist. Viele verdrängen deshalb derartige Gefühle und verurteilen sich sogar dafür. Wisse, dass jedes Gefühl ein Teil von dir ist und daher immer da sein darf. Es will gefühlt werden!
  2. Entwickle etwas Mitgefühl für den anderen. Vielleicht hast du dir bisher immer eingeredet, dass der andere einfach nur ein riesen Arsch ist, wenn er dir so etwas antun konnte. Doch es steckt viel mehr dahinter. Niemand ist einfach „böse“. Jeder Mensch schleppt klaffende, seelische Wunden mit sich herum und handelt, spricht und denkt durch sie, ohne es zu bemerken. Vermutlich weiß dieser Mensch selbst nicht, warum er so gehandelt hat. Du musst nur wissen, dass das Verletzen von anderen immer aus dem eigenen, qualvollen Verletzt-Sein entspringt.

 

Solange du an dem anderen festhältst und ihn verurteilst, schnürst du deine eigenen Fesseln. Du allein hast die Macht, dich endgültig zu lösen und jedem mit Verständnis und einer tiefen Gelassenheit zu begegnen.

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