Erwachsenwerden mit Gefühl

Mit seinen Gefühlen umgehen können, wird als natürliche Gegebenheit betrachtet. Etwas, das im Laufe des Lebens aus sich heraus geschieht. Doch das stimmt nicht. Wir lernen was wir beobachten und wie mit uns umgegangen wird.

 

Auch wenn unsere Eltern, Großeltern, Freunde und Lehrer jederzeit ihr Bestes geben, steckt in ihnen ein Kind, dass nie Selbstwahrnehmung gelehrt bekommen hat. Unkontrollierte Gefühlsausbrüche, chronischer Stress, Depressionen, Angstzustände, Schuldzuweisungen usw. sind die Folge daraus.

 

Als weinendes Kind wurde man schnell beruhigt oder gar getadelt. Du hast Angst, bist traurig oder wütend? „Es ist doch alles gut. Du brauchst keine Angst haben.“ hört man schnell, aus bester Absicht heraus und gleichzeitig auf der Suche nach Ablenkung im Außen, um das Gefühl vergessen zu machen. Nie hat uns jemand gezeigt, wie man mit Angst, Sorge, Zweifel, Wut und Hass umgeht.

 

Was passiert bei diesem Verhalten? In der Realität des Kindes ist dieses Gefühl, z.B. die Angst sehr präsent. Doch ihm wird gesagt, dass es nichts zu fürchten gibt und es keine Angst haben muss. Das Kind erfährt keine Würdigung seines Gefühls. Es bleibt ungehört und ohne der, in diesem Moment, nötigen Geborgenheit. Es beginnt, der eigenen Wahrnehmung zu misstrauen. „Negative“ Gefühle sind etwas, was schnell weggemacht werden muss.

 

Im Alter äußert sich das in allen möglichen Verhalten, die primär zur Ablenkung dienen: Rastlosigkeit, Fressattacken, Kaufrausch, Suchtverhalten, ständiges Beschweren und schlecht Reden über andere. Doch das Gefühl verschwindet dadurch nicht. Es baut mehr und mehr Druck auf und möchte angeschaut werden.

 

Du hast Angst? Komm her, ich halte dich… Schau auf das kleine Kind in dir. Schau dir all seine Angst, Wut, Sorge und Selbstzweifel an. Dieses Kind ist ein Teil von dir. Du bist dieses Kind, dass in Einsamkeit auf jemanden wartet, der es in den Arm nimmt. Nimm dir Zeit, deine Gefühle zu fühlen. Du darfst nun hier sein und ängstlich, traurig oder wütend sein. Es gibt nichts zu bekämpfen. Der Weg aus dem Gefühl, führt durch das Gefühl.

 

Ein Blick in die Welt genügt, um zu erkennen wo wir stehen.

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